Der Bargello wurde in den Jahren 1255 bis 1261 erbaut und zwischen 1280 und 1346 erweitert. Er hat eine teils prachtvolle und teils düstere Geschichte. Anfangs residierte hier der „Capitano del Popolo“, der Volksrichter der Stadt, später war er Sitz der Priori delle Arti als Teil der Signoria, dann Sitz des Gerichts von Florenz. Im 16. Jahrhundert zog schließlich der Polizeihauptmann („Bargello“) ein, nach dem das Gebäude seit dem benannt ist. Der Palazzo war zeitweise auch ein Gefängnis, die Zellen lagen viele Jahre im Keller des Turms, der heute noch „Volognana“ genannt wird. Seinen Namen bekam der Turm nach dem allerersten Gefangenen im Keller, der Geri da Volognano hieß. Auf einem der Nebenhöfe wurden außerdem Hinrichtungen veranstaltet. Die Glocke im Turm schlug früher nur bei Hinrichtungen oder wenn die jungen Männer der Stadt eingezogen werden sollten, wenn Feinde vor den Stadttoren lagerten. Auch bei Gefahren und Bränden läutete die Glocke – ihr Klang bedeutete für die Florentiner deshalb nie etwas Gutes. Im ersten Stock des Palazzo liegt eine kleine Kapelle – die Cappella del Podesta. In ihr findet man ein Portrait von Dante Alighieri. Dante, Autor der „Göttlichen Kommödie“ gehört zu den berühmtesten Florentinern. Gemalt wurde das Portrait von seinem Zeitgenossen Giotto.
Die Florentiner begannen mit dem Bau im Jahr 1255 unter der Leitung des Architekten Lapo Tedesco. Erst standen nur der Turm und das zentrale Gebäude, aber bereits nach wenigen Jahrzehnten wurde der ganze Bau um vier weitere Flügel erweitert. Der Architekt Neri di Fioravante gab dem Palazzo nun den letzten Schliff. In seiner jetzigen Form war er schließlich 1346 fertiggestellt. Von außen wirkt der Palazzo eher schlicht, aber im Inneren entfaltet sich die Pracht der italienischen Gotik. Der Innenhof ist auf drei Seiten von Bogengängen mit Rundbögen und achteckigen Säulen umgeben. Eine Treppe führt vom Innenhof direkt in die oberen Stockwerke. In der Mitte sieht man einen kleinen Brunnen. Dieser Innenhof zählt zu den schönsten Innenhöfen Italiens, da die Wände der Mauern mit Reliefs und Wappen geschmückt sind. Die zahlreichen Wappen erinnern an die Polizeihauptmänner, die hier einst ihren Sitz hatten.
Klassiker der Renaissance Mitte des 19. Jahrhunderts wurde aus dem Palazzo schließlich ein Museum. Man begann damals in Florenz, gezielt nach Werken der großen Renaissance-Künstler zu suchen und sie hier zu sammeln. Viele der Kunstwerke gehörten dem italienischen Hochadel und waren bis dahin für die Allgemeinheit nicht zugänglich. Zudem begann man damit, Skulpturen, die in den Uffizien keinen Platz mehr fanden, in den Bargello umzuziehen.
Heute findet man im Erdgeschoss mehrere Skulpturen von Michelangelo (1475-1564). Hier stehen der Bacchus, der Bruto und der David-Apollo. Außerdem hängt an der Wand das bekannte Relief „Madonna e il Bambino“. Im ersten Stockwerk findet man Werke von Donatello (1386-1466), Antonio Rossellino (1427-1479) und einiger anderer bekannter italienischer Künstler aus der Zeit der Renaissance, wie Tino di Camaino, Benvenuto Cellini, Vincenzo Danti, Baccio Bandinelli und Giovanni Bologna (Giambologna).
Als das Museum vor ca. 150 Jahren langsam aufgebaut wurde, sammelte man auch zielbewusst kunsthandwerkliche Arbeiten aus der ganzen Toskana. Viele der Schätze gehörten dem Großherzog der Toskana, die Sammlung ist deshalb sehr bunt gemischt und konzentriert sich nicht ausschließlich auf Arbeiten von toskanischen Künstlern und Kunsthandwerkern. Die Toskana war immer nur der „Fundort“, deshalb gibt es auch Glas aus Venedig und Teppiche aus dem Orient.
In zwei Sälen sind Arbeiten der toskanischen Künstlerfamilie Andrea und Giovanni Della Robbia untergebracht. Giovanni und Andrea waren Vater und Sohn und wurden im 15. und 16. Jahrhundert für ihre Keramikarbeiten und ihre glasierte Terrakotta weit über die Grenzen der Toskana hinaus berühmt. Meist handelt es sich um zarte Reliefs, die erstaunlich farbenfroh sind und meist religiöse, manchmal aber auch weltliche Motive haben.
Auch die Familie Medici hat im „Museo Nazionale del Bargello“ natürlich ihre Spuren hinterlassen. Einige der gezeigten Kunstwerke gehörten einst ihnen, vor allem aber ist hier ihre sehr umfangreiche Münzsammlung zu bewundern, die einen fast unschätzbaren Wert hat.
Das Museum hat täglich von 8:15 bis 17 Uhr geöffnet. Außerdem ist von Januar bis September auch an den Samstagabenden bis 23:00 geöffnet. Am ersten Sonntag im Monat ist der Besuch kostenfrei. Ansonsten kostet das Ticket 4 Euro.
Via del Proconsolo 4
IT – 50122 Firenze
Tel: +39 055 238 8606
Web: www.florentinermuseen.com