Im Nordwesten der Toskana, zwischen den Städten Lucca und La Spezia befinden sich die Apuanischen Alpen, deren höchster Gipfel mit seinen 1945 m der Monte Pisanino ist. Im Paläozoikum, etwa vor 240 Mio. Jahren, soll sich dieser Gebirgszug gebildet haben. Eine Besonderheit dabei waren die Fossilien aus Kalk in dem warmen Meer, das im Laufe der Jahrmillionen hier entstanden war. Der Kalk sedimentierte und verwandelte sich nach und nach in den äußerst wertvollen Rohstoff, der noch heute in Carrara in den apuanischen Bergen abgebaut wird. Die Rede ist vom berühmten Carrara-Marmor, den schon die alten Römer für ihre Bauwerke und Bildhauereien verwendeten. Auch Michelangelo verwandte dieses edle Baumaterial bei vielen seiner Skulpturen und Bauten. Ein Block des hochwertigsten Carrara-Marmors kann in günstigen Fällen einen Preis von 10.000 Euro je Kubikmeter erzielen. Die Steinbrüche und das Marmormuseum in Carrara sind lohnenswerte Ausflugsziele bei einem Ferienaufenthalt in dieser Gegend.
Wer seinen Urlaub in dieser Region verbringen möchte, dem wird sofort auffallen, dass sie sich doch landschaftlich wesentlich von den Hügeln der zentralen Toskana unterscheidet. Die Berge hier tragen hochgebirgsartige Charakterzüge. Die vielen seltenen Blumen und Pflanzen, die in dieser Gegend zu Hause sind, werden besonders geschützt, da dieser außergewöhnlichen Landschaft der Status eines Naturparks verliehen wurde. Der Nationalpark Apuanische Alpen (Parco Regionale delle Alpi Apuane) schütz die Tiere und Pflanzen dieser einzigartigen Bergregion und bringt sie Besuchern auf schonende Art und Weise näher. Es ist eine Region die leidenschaftliche Bergwanderer und Höhlenforscher immer wieder in ihren Bann zieht. Die Nähe zur Küste des Mittelmeeres verleiht der Region die Möglichkeit fantastischer Panoramablicke und den Apuanischen Alpen seinen speziellen Reiz.
Die Stadt Lucca wird oft als das Tor zu dieser Region bezeichnet und viele Sehenswürdigkeiten. Der berühmte italienische Komponist Giacomo Puccini war hier zu Hause und sein Geburtshaus kann nach einer umfassenden Restaurierung besichtigt werden. Alljährlich findet zu Ehren dieses bedeutenden Sohnes der Stadt ein Festival statt, bei dem seine Werke zu Aufführung gebracht werden. Bei den Bagni di Lucca, den Thermen von Lucca weilte Puccini oft, vielleicht, um sich neue Inspirationen für sein künstlerisches Schaffen zu holen. Nach einer nur halbstündigen Autofahrt von Lucca aus erreicht man das ehemalige Refugium des Komponisten.
Auch ein Blick in die einfache, deftige Küche der Region lohnt sich. Natürlich beherrscht die Kastanie den Speiseplan: bekannt ist das Kastanienmehl „Farina di neccio“. Aber auch ein Stück Pecorino oder Accasciato (der „Tellerkäse“), dünn geschnittener Lardo di Collonato – gut gewürzter, luftgetrockneter Schweinespeck –, deftiger Biroldo della Garfagna, eine Art Presssack mit Innereien, feines Holzofen- oder Kartoffelbrot und ein kräftiger Schluck Wein helfen dem müden Wanderer wieder auf die Beine. Auch wenn die Region kein ausgesprochenes Weinbaugebiet ist, wird neben einigen Weiß- und Rotweinen ein echter DOC produziert: der weiße Candida Colli apuani.
Begibt man sich aus den Bergen in Richtung der Versilia-Küste, so erwarten den Besucher Badeorte, die wie Perlen an einer Schnur aufgereiht sind – Massa, Forte die Marmi und Viareggio sind die wohlklingendsten und bekanntesten von ihnen. Das Bergpanorama bildet eine eindrucksvolle Kulisse für die weißen Strände.
Wer es vorzieht, sich ein wenig abseits vom Trubel der Seebäder zu erholen, dem sei die Region Garfagnana in den Bergen empfohlen. Hier ist die Natur noch relativ unberührt und der Hauptort, die mittelalterliche Stadt Castelnuovo di Gafagnana, wirkt wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Dort lässt es sich gut wandern, einsame Berghütten bieten Übernachtungsmöglichkeiten nach einer ausgedehnten Wanderung durch die drei grünen Täler von Garfagnana.
Eines der schönsten Dörfer von ganz Italien ist Barga, das sich nicht weit von Castelnuovo di Gafagnana entfernt, in eines der malerischen Täler schmiegt. Von Barga ist es nicht weit bis zur Grotta del Vento, was wörtlich übersetzt „Grotte des Windes“ heißt. Ein unterirdischer Fluss durchzieht diese Höhle und viele bizarre Formationen aus Stalaktiten und Stalagmiten ziehen sich entlang seines Laufes.
Ein Besuch in den Apuanischen Alpen lohnt sich das ganze Jahr, wobei der Frühling und die langsam erwachende Natur der Berge und Täler seinen ganz besonderen Reiz hat. Bergwanderer, Naturliebhaber und andere Erholungssuchende finden hier alles, was ihr Herz begehrt. Die Anreise ist sowohl mit dem Auto als auch mit der Bahn problemlos möglich. Wer es vorzieht, per Flugzeug anzureisen, dem sei der Aeroporto Galileo Galilei von Pisa empfohlen. Von hier aus bestehen Verbindungen mit der Bahn und mit dem Bus. Alternativ ist natürlich auch die Buchung eines Mietwagens möglich.