Zweimal täglich verkehrt in den Sommermonaten eine Fähre zwischen Porto di Capraia, dem einzigen Hafen der Insel, und der Stadt Livorno auf dem italienischen Festland. Die Überfahrt dauert 90 Minuten. Mit einer Länge von acht und einer Breite von vier Kilometern lässt sich Capraia bequem zu Fuß erkunden, die einzige asphaltierte Straße verbindet den Hafen mit dem Fischerdorf Capraia Isola. Dort befinden sich die architektonischen Sehenswürdigkeiten der Insel. Hoch über dem pittoresken Dorf thront die imposante Festung von San Giorgio mit ihren fünf Türmen. Sie wurde im 15. Jahrhundert zum Schutz gegen sarazenische Piraten erbaut. Das Kloster Sant’Antonio ist ein beeindruckendes Baudenkmal des toskanischen Barock. Von den vier Kirchen der Insel ist die am Hafen gelegene Chiesa dell’Assunta besonders sehenswert. Sie wurde im 11. Jahrhundert auf den Ruinen einer römischen Villa errichtet.
Die zerklüftete Steilküste und das schroffe Gebirge verweisen auf den vulkanischen Ursprung der Insel, die vor etwa neun Millionen Jahren entstand. Über die Jahrtausende brachte das Felsgestein eine artenreiche Pflanzenwelt hervor: Neben den charakteristischen Macchie-Büschen, die einen Großteil der Insel bedecken, zählen Heidekraut, Oleander, Margeriten und Zistrosen zu den verbreitetsten Gewächsen. Wegen der großen Vielfalt heimischer Vogelarten ist die Insel bei Vogelbeobachtern sehr beliebt. Ein seltener Anblick sind dagegen die wilden Ziegen, die der Insel einst ihren Namen (lat. „Capraria“ = „Ort der Ziegen“) gaben.
Heute zählt der Hafen von Capraia zu den Zentren der italienischen Sardellenfischerei, während die fruchtbaren Hänge um Capraia Isola für den Weinanbau genutzt werden. Als Teil des Parco Nazionale dell’Arcipelago Toscano stehen die unbewohnten Gebiete Capraias unter Naturschutz.
Die Insel blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück. Nach der Besiedlung durch Griechen, Römer und italienische Mönche diente sie im Mittelalter als Stützpunkt sarazenischer Piraten. Bis 1861 stand Capraia abwechselnd unter der Verwaltung Pisas, Genuas, Sardiniens und Korsikas, ab der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die schwer zugängliche Felseninsel als Strafkolonie genutzt. Erst seit der Schließung des Gefängnisses im Jahr 1986 kann das Eiland von Touristen besucht werden.
Die meisten Touristen besuchen Capraia, um in den klaren, fischreichen Gewässern auf Tauchgang zu gehen. Mit ihren zahlreichen Pfaden und Gebirgswegen ist die Insel darüber hinaus ein wahres Wanderparadies. Die beliebtesten Routen führen zum Stagnone, einem zauberhaften See im Südteil Capraias, und zur romantischen Felsengrotte Cala Rossa. Wer den anspruchsvollen Aufstieg auf den 447 Meter hohen Monte Castello, den höchsten Gipfel der Insel, wagt, wird mit einer traumhaften Aussicht auf die wilde und unberührte Landschaft belohnt. Von einer ganz anderen Seite lernt man die Insel auf einer der geführten Bootstouren kennen. An der 27 Kilometer langen Küste lässt sich eine Vielzahl kleiner Buchten und Höhlen entdecken. Der einzige Sandstrand, Cala della Mortola, befindet sich im Norden der Insel, ist jedoch nur bei sehr schönem Wetter zu empfehlen.
Obwohl Capraia nicht zu den Touristenhochburgen der Toskana zählt, sind die wenigen Unterkünfte während der Hochsaison in der Regel ausgebucht. Es empfiehlt sich daher eine frühzeitige Reservierung in einem der Drei-Sterne-Hotels oder einer privaten Pension.
Infos: www.isoladicapraia.it (IT)